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22.05.2025, Lokalredaktion
…Was verbindet einen 4-jährigen Jungen mit einer 94-Jährigen ? Mehr als man denkt…
In einer liebevoll initiierten Zusammenarbeit begegnen sich derzeit zwei unterschiedliche Generationen. Fünf Kinder der Kita Lüttje Lüü aus Schwei und Bewohnerinnen des Pflegezentrums Friesenhof erleben im Rahmen eines besonderen Projekts gemeinsame Vormittage voller Kreativität und wertvoller Gespräche.
Das Projekt erstreckt sich über mehrere Termine, bei denen gezielt der Austausch zwischen Jung und Alt gefördert wird. „Unser Ziel ist es, Berührungsängste abzubauen, gegenseitiges Verständnis zu stärken und voneinander zu lernen“, erzählt Jasmin Varenkamp- Heilerziehungspflegerin. Zur Vorbereitung auf das erste Treffen haben die Kinder ein kleines Fotobuch gestaltet, das den Seniorinnen vorab überreicht wurde. In diesem Buch befanden sich Bilder von den Gruppenräumen der Kita und ein kleiner Steckbrief von jedem Kind mit Angaben zu Lieblingsbeschäftigungen, fragen an die Seniorinnen und Vorfreuden auf den Sommer. So wussten die Seniorinnen bereits, wer zu Besuch kommt, und konnten sich auf die kleinen Gäste freuen.
Am 14. April 2025 war es so weit, unser erstes Treffen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern des Pflegezentrums Friesenhof stand an. Für die Kinder war es ein echtes Abenteuer. Das große Gebäude, der erste bewusste Kontakt zu älterem Menschen außerhalb der Familie. Schon beim Ankommen wurden wir herzlich von Rony Schäfer, Pflegedienstleitung im Friesenhof, empfangen und durften direkt weiter in die „Goode Stuv“. Dort warteten bereits sechs gespannte Seniorinnen auf uns, sie freuten sich sichtlich auf unseren Besuch.
Die Kinder suchten sich einen Platz neben einer Seniorin. Gemeinsam färbten und bemalten wir bunte Ostereier. „Es wurde konzentriert gearbeitet, aber auch viel gelacht und erzählt“. berichtete Sabrina Schröder, sozialpädagogische Assistentin. Gestärkt wurde sich dann mit lecker belegten Brötchen und einer Apfelschorle.
Kleine Sprüche mit großer Wirkung:
- Max bemerkte fürsorglich: „Könnt ihr mal leiser sein, Elisabeth hört nicht so gut.“
- Tammo staunte: „Da muss ich ja noch fast 100 Jahre warten“, als er erfuhr, dass manche Seniorinnen schon über 100 Jahre alt sind.
- Joko fragte neugierig: „Freuen sich die Menschen über unseren Besuch?“
- Till stellte nüchtern fest: „Die Frau neben mir hat keine Lust auf Eier bemalen.“
- Marlon strahlte „Ich habe ein goldenes Ei!“
Miriam Mogwitz, Leiterin der Kita, führt aus, dass solche Projekte soziale Kompetenzen fördern, Vorurteile abbauen und den Austausch von Erfahrungen ermöglichen. Kinder lernen Rücksichtnahme und Toleranz, während ältere Menschen aktiviert und in das gesellschaftliche Leben eingebunden werden. Gemeinsame Aktivitäten stärken das Gemeinschaftsgefühl und schaffen unvergessliche Erlebnisse, für beide Seiten.
Nach dem kreativen Teil und der kleinen Pause machten wir eine Entdeckungstour durch das Haus. die Kinder und Erzieher schauten sich die erste Etage an und lernten die ältesten drei Bewohnerinnen kennen. Ein echtes Highlight war das Fahrstuhl fahren, für viele Kinder eine ganz neue Erfahrung. Im Erdgeschoss entdeckten wir auch den großen Essensraum, „Der sieht aus wie im Museum!“, meinte Joko beeindruckt.
Zum Abschied gab es für jedes Kind eine kleine Schachtel mit Schokoeiern und lieben Ostergrüßen, eine süße Erinnerung an dieses erste Treffen.
Zweiter Besuch: Beim nächsten Mal standen die Spiele im Mittelpunkt. Auf den Tischen lagen bereits „Mensch ärgere dich nicht“-Bretter bereit, und die Kita-Mitarbeiterinnen hatten noch weitere Spiele mitgebracht. Nach einer kurzen Begrüßung spielten Kinder und Seniorinnen zusammen. Es wurde gewürfelt, gelacht, erklärt und manchmal auch ein bisschen geärgert, genauso, wie es zu einem richtigen Spielvormittag dazugehört. Nach dem Spielen stärkten sich alle gemeinsam mit kleinen Snacks.
Ein besonderer Moment: Die Kinder holten ihre Portfolios hervor und zeigten stolz Bilder aus ihrem Kita-Alltag und ihren Lernmomenten. Dadurch kamen schöne Gespräche zustande und die Kinder erfuhren erstaunt, dass viele der Damen früher nie in einen Kindergarten gegangen sind. „Wie kann das denn sein?“ fragte sich Till das ist ja verrückt.
Unser drittes und vorerst letztes Treffen Märchen, Bastelspaß und eine besondere Überraschung Die Kinder sind schon wie kleine Profis: Sie kannten sich bestens aus, liefen zielstrebig zum Fahrstuhl, drückten selbstbewusst auf die „2“ und los ging die Fahrt nach oben. Ein vertrauter Start, der für viel Vorfreude sorgte. In der Goode Stuv“ wurden wir herzlich empfangen. Die Wiedersehensfreude war groß – Kinder und Seniorinnen begrüßten sich inzwischen wie alte Bekannte.
Zunächst wurde es ruhig und gemütlich: Die Kinder präsentierten ein Kamishibai mit der Geschichte der Bremer Stadtmusikanten. Alle hörten aufmerksam zu, und bei vielen weckte die bekannte Erzählung schöne Erinnerungen. Anschließend wurde gemeinsam gebastelt: Mit bunten Perlen entstanden Lesezeichen. Die Kinder halfen beim Auffädeln, suchten Farben aus und kamen mit den Seniorinnen schnell ins Gespräch. Am Ende hielten alle stolz ihre kleinen Kunstwerke in den Händen Ein besonderer Höhepunkt dieses Besuchs war die Übergabe eines selbstgebastelten Jahreskalenders. Die Kinder hatten für jeden Monat ein Bild gestaltet – mit viel Kreativität und Liebe zum Detail. Mit einem großen Packung „Merci“ überreichten sie den Kalender an Sabrina vom Friesenhof. Dabei erklärten sie voller Stolz jede Seite: Hier ist der Winter mit Schnee und einem Vogel“, Im Juli haben wir einen Boot gebastelt!“ – ihre Freude war spürbar und steckte alle an.
Rony Schäfer, äußerte sich begeistert über die positiven Auswirkungen der Zusammenarbeit: „Die Kinder bringen mit ihrer direkten Art, ihrer Entdeckerfreude und ihrer Lebensfreude unsere Bewohner zum Strahlen. Es ist wunderbar zu beobachten, wie viel Freude diese Begegnungen sowohl für die Kinder als auch für unsere Senioren und Mitarbeitenden mit sich bringen.“
Finn Stitz, Einrichtungsleitung des Friesenhofs, ergänzt: „Wir freuen uns besonders, dass wir über das Jahr verteilt neben der Kita Lütje Lüü aus Schwei, auch mit den Kitas Traumland in Seefeld und Firlefanz in Kleinensiel in gemeinsamen Projekten zusammenarbeiten werden. Durch die gemeinsamen Projekte möchten wir den Austausch der Generationen in unserer Gemeinde fördern und bereichern.“
Als Dankeschön für das Engagement der Kinder, die gemeinsam mit ihren Eltern und den Kitas diese wertvollen Begegnungen ermöglichen, hat sich das Wohn- & Pflegezentrum Friesenhof deshalb dazu entschlossen, den Kitas etwas zurückzugeben. Alle drei Kitas haben dem Friesenhof eine kleine Wunschliste überreicht, welche die Einrichtung sehr gerne erfüllt hat, um den Kindern in den Kitas zu danken.
Alle Beteiligten sind überzeugt, dass solche intergenerationalen Projekte einen wichtigen Beitrag zu einer lebendigen und respektvollen Gemeinschaft leisten. (pm/lr)
Foto: KiTa – Kinder aus der Kita Lüttje Lüü, Jasmin Varenkamp, Miriam Mogwitz aus der Kita Lüttje Lüü, Finn Stitz Einrichtungsleitung des Friesenhofs, Melanie Glogner Kita Traumland, Rony Schäfer Pflegedienstleitung, Stefanie Kleemeyer Kita Firlefanz und Sabrina Lutz Soz. Betreuung