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01.10.2025, Lokalredaktion
Mit beeindruckender Hingabe und Kreativität hat ein engagiertes Ensemble rund um die Georg von der Vring-Gesellschaft innerhalb von nur zwei Monaten das anspruchsvolles Theaterstück „Anna Rüdebusch“ zur Aufführung gebracht – trotz anfänglicher personeller Engpässe und komplexer organisatorischer Herausforderungen. „Die ursprünglich geplante Besetzung von acht bis zehn Schauspielerinnen und Schauspielern wuchs auf 17 Mitwirkende an, um der Struktur des Stücks gerecht zu werden, das sowohl Indoor- als auch Outdoor-Szenen sowie unterschiedliche familiäre Konstellationen abbildete“, berichtete Regisseur Ulf Goerges.

Die Entscheidung, auf Doppelbesetzungen zu verzichten, erwies sich als klug: Die Rollenverteilung wurde so überzeugend umgesetzt, dass das Publikum kaum bemerkte, dass einzelne Darsteller mehrere Figuren verkörperten. Die intensive Probenarbeit, die sich über einen Sommer erstreckte, wurde von allen Beteiligten mit großem Einsatz getragen – viele von ihnen neben ihrem regulären Berufsalltag.
Besonders bemerkenswert war die Spielbelastung: Mit bis zu fünf Aufführungen pro Woche erreichte das Projekt ein Niveau, das sonst nur professionelle Bühnen leisten. Auch die technische und logistische Umsetzung – von der Ausstattung über die Möblierung bis hin zum Bau einer Moorhütte für die Außenszenen – wurde mit großem Engagement und Unterstützung aus dem Umfeld realisiert.

Die Resonanz war überwältigend: Sämtliche Vorstellungen waren ausverkauft, das Feedback durchweg positiv. Ensemblemitglieder und Maskenbildnerinnen lobten die besondere Atmosphäre hinter den Kulissen und das starke Gemeinschaftsgefühl. Was als Hoffnung begann – ein bereicherndes Erlebnis für alle Beteiligten – wurde Wirklichkeit: Ein Theaterprojekt, das durch Zusammenhalt, Leidenschaft und Professionalität überzeugte und nachhaltig in Erinnerung bleiben wird.
Die Adaption des Romans „Der Mordstein“ von Helmut Heyen zu einem Theaterstück stellte für Regisseur Ulf Goerges und das Ensemble eine besondere Herausforderung dar – sowohl dramaturgisch als auch organisatorisch. Die Umwandlung literarischer Figuren in lebendige Bühnencharaktere erforderte Zeit, intensive Auseinandersetzung und kreative Entscheidungen. Ziel war es, nicht nur die Handlung des Romans zu übertragen, sondern eine eigene, theatrale Wirkung zu entfalten, die das Publikum emotional mitnimmt und über das Buch hinausgeht.

Trotz des hohen Zeitdrucks und paralleler Projekte gelang es dem Regisseur, das Stück rechtzeitig fertigzustellen. Die Proben begannen mit ersten Vorbereitungen Ende Juni, die Hauptproben fanden im Juli und August statt. Premiere war am 4. September 2025. Das Ensemble setzte sich aus Darstellerinnen und Darstellern unterschiedlichster Herkunft zusammen – von der Ohmsteder Bühne über das Unitheater Oldenburg, bis hin zu erfahrenen Spielerinnen und Spielern aus Westerstede und Oldenburg. Viele kannten sich zuvor nicht, doch es entstand schnell ein starkes Gemeinschaftsgefühl, das auch hinter den Kulissen spürbar war.
Besonders bemerkenswert war die Bereitschaft aller Beteiligten, sich auf Neues einzulassen – sei es die Umstellung auf Hochdeutsch oder die intensive Textarbeit neben dem Berufsalltag. Auch familiäre Unterstützung spielte eine Rolle: Partnerinnen und Partner trugen die Belastung mit, wenn zuhause geübt und gegrübelt wurde.

Das Ergebnis war ein Ensemble, das mit Energie, Spielfreude und Zusammenhalt überzeugte. Die positive Resonanz des Publikums bestätigte den Erfolg dieses außergewöhnlichen Projekts, das weit über eine klassische Theaterproduktion hinausging.
Die Vorbereitungen für das Theaterprojekt „Anna 25“ begannen lange vor der ersten Probe. Barbara Müller, stellte bereits im September 2024 einen Antrag bei der Oldenburgischen Landschaft auf finanzielle Förderung des Projekts. Von Beginn an war klar: Für die geplante Inszenierung musste nicht nur gespielt, sondern auch gebaut werden. Möbel, Requisiten und sogar eine originalgetreue Moorhütte wurden von Annette und Michael Haaken, auf deren Hof das Theaterstück gespielt wurde, organisiert und errichtet. So wurden unter anderem Kirchenbänke aus der entweihten Brake Kirche Nord, in Golzwarden, übernommen und mit einer logistische Herausforderung, die erst nach Monaten und mit einem Spezial-Lkw gemeistert wurde, in die Diele, nach Golwzarderwurp gebracht.
Besonders aufwendig war der Bau der Moorhütte: Mit authentischen Torfsoden und viel Liebe zum Detail sollte sie wirken, als stünde sie schon immer dort. Nach vergeblichen Versuchen, frischen Torf zu stechen, wurde schließlich altes, getrocknetes Moor aus Hamburg besorgt – ein Glücksfund mit Geschichte. Die Maße und Optik wurden vor Ort recherchiert, fotografiert und exakt nachgebaut.
„Die Ticketvergabe für das Theaterprojekt erwies sich als ebenso durchdacht wie erfolgreich“, betonten Barbara Müller und die stellvertretende Vorsitzende der Georg von der Vring-Gesellschaft, Annegret Kuilert, „statt ausschließlich auf den freien Verkauf zu setzen, wurde ein vielseitiges Vertriebskonzept entwickelt, das gezielt unterschiedliche Bevölkerungsgruppen und Institutionen ansprach.“ Insgesamt wurden sechs komplette Veranstaltungspakete à 100 Karten vergeben – unter anderem an den KreisLandFrauenverein, die Stiftung Lebensräume Ovelgönne Mühle, den famila-Markt, die Raiffeisenbank sowie lokale Bürgervereine. Zusätzlich standen vier weitere Vorstellungen für den freien Verkauf zur Verfügung, bei denen jeweils rund 25 Karten pro Termin angeboten wurden. Auch hier zeigte sich eine starke Nachfrage. Ergänzt wurde das Konzept durch eine Kooperation mit der Deutschen Bühne, bei der ausgewählte Vorstellungen exklusiv für Abonnenten reserviert wurden. Das Ergebnis war ein bunter Strauß an Vermarktungsstrategien, der nicht nur für ausverkaufte Vorstellungen sorgte, sondern auch neue Publikumsschichten erschloss. Die positive Resonanz bestätigte: Diese Form der Ticketvergabe war ein voller Erfolg und könnte als Modell für zukünftige Produktionen dienen.
In den 13 regulären Aufführungen sowie der Generalprobe waren insgesamt 1.650 Zuschauer zugegen, die zum Preis von 16.50 Euro ein beeindruckenden Abend erlebten. „Mit den Einnahmen konnte die Georg von der Vring-Gesellschaft 50 Prozent der Kosten für das Stück einspielen“, sagte Barbara Müller. Es war das erste Theaterstück, das die Georg von der Vring-Gesellschaft auf den Weg gebracht hat und gehört auch mit den größten Projekten. Auch wenn jetzt erst einmal Pause eingelegt wird, steht schon das nächste Projekt auf dem Plan. (Fotos und Text: Kerstin Seeland)
Titelfoto: Dr. Christine Keitsch (Schiffahrtsmuseum Unterweser), Annette Haaken, Barbara Müller, Elisabeth Rohlfs, Annegret Kuilert und Ulf Goerges