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03.07.2025, Lokalredaktion
Für die Verteidigung der Deiche in der südlichen Wesermarsch haben die Einsatzkräfte im Falle einer Sturmflut oder eines Hochwassers nun neue Möglichkeiten: Am vergangenen Samstag weite der I. Oldenburgische Deichband seinen neuen Anbau der Deichverteidigungshalle in Ranzenbüttel ein. Dass dies nicht irgendein Termin war, davon zeugte auch die Anwesenheit von Daniela Behrens. Niedersachsens Ministerin für Inneres, Sport und Digitalisierung würdigte in ihrer Rede explizit das Engagement des I. Oldenburgischen Deichbands und bedankte sich besondere bei den Ehrenamtlichen.
Durch den Erweiterungsbau, der direkt an den Bestandsbau am Bauhof anschließt, können im Falle eines Hochwassereinsatzes Material und Personal fachgerecht untergebracht werden, um Sandsäcke zur Deichverteidigung zu befüllen. Der I. Oldenburgische Deichband ist für die Deichverteidigung am Weserdeich in den Gemeinden Berne und Lemwerder zuständig, sowie am südlichen Huntedeich vom Huntesperrwerk in Elsfleth bis nach Oldenburg und auch an der Ochtum bis nach Delmenhorst.
„Mit dieser Einweihung feiern wir auch unsere Arbeit der vergangenen Jahre“, erklärte Verbandsvorsteher Cord Hartjen. „Wir haben es nicht nur geschafft, diesen wichtigen Anbau hinzustellen, wir haben für die Sicherheit der Menschen der Region und des Landes auch die Deiche erhöht und verstärkt und können sagen: Die Deiche sind in einem guten Zustand und unser Ziel ist es, bis 2030 alle Deiche in unserem Bereich auf den neuen Stand zu bringen.“
Rund 620.000 Euro investierte der I. Oldenburgische Deichband in den Neubau, der laut Matthias Wenholt, Erster Kreisrat des Landkreises Wesermarsch, zwar kein architektonisches Highlight sei, jedoch im Einsatzfall sicherlich unter Beweis stellen würde, dass auf sie Verlass sei und sie somit als funktionales Highlight bezeichnet werden könne: „Die neue Halle dient klar ihrem Zweck und befähigt den I. Oldenburgischen Deichband im Einsatzfall direkt und ohne lange Rüstzeit zu agieren und bei Bedarf auch überregional zu unterstützen. Und wir an der Küste wissen: Diese Solidarität ist essentiell!“
Beim Weihnachtshochwasser 2023 hatte der I. Oldenburgische Deichband, ohne dass Deiche im eigenen Verbandsgebiet betroffen waren, insbesondere die Stadt und den Landkreis Oldenburg mit Sandsacklieferungen unterstützt. An Heiligabend und zwischen den Feiertagen wurden im Bauhof des I. Oldenburgischen Deichbands rund 80.000 Sandsäcke befüllt und durch das Technische Hilfswerk Nordenham nach Oldenburg zur Unterstützung nach Oldenburg und Hatten verbracht.

Foto: Oldenburgischer Deichband/Peter Porikis – Die Wichtigkeit der Deichverteidigung ist allgemein anerkannt.
Auch die Landtagsabgeordneten Karin Logemann (SPD) und Björn Thümler (CDU) waren Gäste der Veranstaltung. Karin Logemann wies besonders auf herausragende Bedeutung der Deiche in der Wesermarsch für die Bevölkerung hin und lobte ebenso die Arbeit des I. Deichbandes. Björn Thümler betonte, dass Kosten, die im Falle einer Einsatzlage unweigerlich anfallen, im Nachhinein nicht bürokratisch abgearbeitet werden dürften. Stattdessen wünsche er sich eine pragmatische Herangehensweise. In einem solchen Szenario sei insbesondere das Ehrenamt von großer Bedeutung, bürokratischen Hürden sollten es nicht einschränken.
Die allgemeine Stimmung auf den Punkt brachte Verbandsingenieur Philipp Brüning: „Deichunterhaltung, Deichschutz, Deichpflege, Deichqualität und Deichvorsorge funktioniert nur in Zusammenarbeit und regelmäßiger Kommunikation. Dazu trägt jeder etwas von euch bei, eine tolle Teamleistung! Weiter so!“
Kay Johannesmann von der Küstenwehr berichtete davon, wie sich auf mögliche Einsätze am Deich bei drohenden Schäden im Rahmen von Sturmfluten vorbereitet wird. Aktuell stünden für diese wichtige Arbeit rund 90 Kräfte der Küstenwehr zu Verfügung. Nach seiner Einschätzung eine schlagkräftige Einheit, dennoch versäumte er es nicht, um neue Mitglieder zu werben.
Im Anschluss stellte Klaus Niekamp, Gemeindebrandmeister der Gemeinde Berne, den Anwesenden die enge Verzahnung und das Engagement der Hilfskräfte vor Ort im Rahmen der Ausbildung von Einsatzkräften für den Bereich der Deichverteidigung dar. Auf dem Bauhof des I. Oldenburgischen Deichbands fänden regelmäßig Seminare für Feuerwehren, THW, Mitglieder anderer Deichbände statt, die das theoretische und praktische Wissen zur Deichverteidigung vermittelt. Hierzu gäbe es am Bauhof einen Übungsdeich, an dem die Verlegung von zuvor befüllten Sandsäcken geübt werden könne.
Am Beispiel der Sandsackfüllmaschine, die für die Einweihung in Betrieb genommen worden war, konnten sich die Anwesenden von einem Teil der Leistungsfähigkeit des I. Oldenburgischen Deichbands überzeugen – und still hoffen, dass sie und die Wesermarsch sie nie im Krisenfall erleben müssen. (pm/lr)
Titelfoto I. Oldenburgischer Deichband/Peter Porikis – Innenministerin Daniela Behrens lässt sich die Sandsackfüllmaschine erklären.