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17.05.2025, Lokalredaktion
Neu im Regal der Buchhandlung Gollenstede ist das Kochbuch von Ute Schernich „In der Küche mit Thora Thyselius und Tant van’t Siel“. Es enthält zahlreiche „alte“ Rezepte, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Manche finden sich heute noch in alten Kladden, die meisten jedoch sind mündlich übertragen. Das Kochbuch enthält Fotos von Eberhard Schermich, die die gekochten Gerichte zeigen, aber auch traditionelles Geschirr wie beispielsweise Fischteller und vieles mehr.
Wie kam es jedoch zu diesem Kochbuch?
Ute Schernich, 1950 geboren und zweisprachig mit Plattdeutsch und Hochdeutsch in Sandstedt aufgewachsen. Sie absolvierte ein Studium in Bremen und war dort 42 Jahre im Schuldienst tätig. Seit 2005 ist sie Lehrbeauftragte für Plattdeutsch mit Schwerpunkt Niederdeutsche Literatur an der Universität Bremen. In diesem Zusammenhang nahm sie seit 2023 begeistert an einem Projekt der Georg von der Vring-Gesellschaft in Brake teil, das sich mit der Braker Schriftstellerin Thora Thyselius befasste. So lernte sie auch Barbara Müller von der Von-der-Vring-Gesellschaft kennen und es entstand ein reger Austausch. Ute Schernich tauchte immer weiter in die Werke von Thora Thyselius ein, führte ein Interview mit ihrem Sohn Uno Thyselius, der auch in Brake lebte.
Insbesondere beim Lesen von „Tant van’s Siel“ musste Ute Schernich unvermittelt an ihre Tante Käthe denken und dachte an einige Rezepte, die sie unbedingt einmal wieder kochen wollte. Und so entstand die Idee eines plattdeutschen Kochbuchs nach Geschichten und Rezepten von Thora Thyselius und ihrer Familie. Deren Tante kam mit 88 Jahren in die Familie, um dort als Kindermädchen für Thoras drei Kinder zu sorgen. Drei Jahre unterstützte sie die Familie.

„Essen ist auch Erinnern“, sagt Ute Schernich, „Wenn Sinneseindrücke unvermutet auf ein einstürmen, Musik, Aromen oder der Geschmackssinn Bilder entstehen lassen, sind dies Erinnerungen an besonders schöne Momente der Kindheit und der Jugend. Wie der Duft von Speck und Zwiebeln, die leise in einer Pfanne schmurgeln, ließ bei Thora Thyselius, die man – war sie einmal unartig – als Kind in die ,Pottkamer“ neben der Küche gesperrt hatte, das Bild von leckeren Bratkartoffeln vor dem geistigen Auge erscheinen und machte Appetit.“
Dabei war Thora Thyselius ostfriesische Tante, Tant van’t Siel“, die im Haushalt Thyselius längere Zeit auch den Löffel geschwungen hat, durchaus nicht unbeteiligt an Thoras Küchenkarriere. So kommen in Thora Thyselius Texten immer wieder Erwähnungen von Speisen und Getränken vor, die ihre Kindheit und
Jugend begleitet haben, sowohl im großen Haushalt der Eltern, bei den ostfriesischen Großeltern wie auch bei den einfachen Nachbarn. Die in dem Kochbuch verwendeten Zitate sind im Wesentlichen auf Plattdeutsch und stammen aus den Büchern von Thora Thyselius.
„Ich freue mich, dass dieses Buch erschienen ist, denn es ist ein großes Geschenk für unsere Aktivität hier“, sagt Barbara Müller, „Um jemanden aus der Vergessenheit zu holen, wie Thora Thyselius, ist es gut, aus verschiedenen Blickwinkeln darauf zu schauen. Rezepte und Essen sind dabei immer eine gute Möglichkeit.“
Hintergrund:
Thora Thyselius (*1911 in Brake, 1991 ebd.) veröffentlichte hochdeutsche und plattdeutsche Schriften, die sogar in ihrer Heimatstadt etwas in Vergessenheit geraten waren und die durch das Projekt zu neuem Leben erweckt wurden. Zu Lebzeiten war sie eine gefragte Autorin. Ihre Themen fand sie häufig im häuslichen Umfeld, als Tochter eines schwedischen Reeders und Konsuls mit großem Haus und Personal. Zudem interessierte sie der historische Hintergrund ihrer mütterlichen Familie, die in Ostfriesland beheimatet war. Ihr Buch „Tant van’t Siel“ über den Besuch ihrer alten ostfriesischen Tante in den 20er Jahren brachte ihr 1965 den renommierten Fritz-Reuter-Preis ein, als erster Frau überhaupt.
Das Buch kann zum Preis von 15 Euro erworben werden. (Fotos und Text: Kerstin Seeland)
Titelbild: Barbara Müller und Ute Schernich