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05.07.2025, Lokalredaktion
„Paula Modersohn-Becker – Ein kurzes intensives Fest“, so lautete der Titel des Vortrags von Gitta Rehage am Freitag im Museum Nordenham. Die Gästeführerin aus dem Künstlerort Worpswede war anlässlich des Emy Rogge Geburtstags am 4. Juli nach Nordenham gekommen. Paula Modersohn-Becker (1876 – 1907) war ihrer Zeit weit voraus – nicht nur als Frau, sondern vor allem als Künstlerin. Leider erlangte die Pionierin des frühen Expressionismus erst nach ihrem Tod internationale Anerkennung.
Zu Lebzeiten musste sich die leidenschaftliche Malerin mit wenigen Gefälligkeits-/Verkäufen zufriedengeben und immer wieder gegen gesellschaftliche Widerstände kämpfen. Als Frau war ihr – ebenso wie der in Nordenham geborenen Emy Rogge (1866- 1959) – der Besuch von staatlichen Malschulen untersagt. Ihre bewegte Biographie führte die gebürtige Dresdenerin – ein eben sehr selbstbewusstes und kämpferisches „Malweib“ – unter anderem dennoch nach London, in die Künstlerkolonie Worpswede und zu ihrem Sehnsuchtsort Paris.
Paula Modersohn-Becker entwickelte schon sehr früh ihren eigenen Stil. Sie zeichnete und malte überwiegend Portraits und Stillleben, experimentierte mit Farben und Formen und hinterließ ganze 750 Gemälde und 1000 Zeichnungen. Dazu gehört unter anderem ein Vollakt von sich selbst – ein Novum, an das sich bislang noch kein Künstler herangewagt hatte. Bis zu ihrem viel zu frühen Tod arbeitete die emanzipierte Malerin sehr intensiv an ihren Werken. „Dass ich mich verheirate, soll kein Grund sein, dass ich nichts werde“ schrieb sie schon 1900 an ihre Mutter. „Mein Leben soll ein Fest sein“ war ihr Lebensmotto. „Ach, wie schade“ soll die unkonventionelle Frau schließlich kurz vor ihrem Tod mit erst 31 Jahren gesagt haben.
Wer mehr über die beeindruckende Wegbereiterin wissen möchte, sollte sich unbedingt in Worpswede die Sonderausstellung „150 Jahre Paula Modersohn-Becker“ ansehen, empfahl am Freitagabend Heike Grotheer. Die Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde hatte einen Kurzfilm mit im Gepäck. Ihre Nordenhamer Kollegin Karin Windheim und Maren Ozanna, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises hier, stellten im Anschluss das von Ulla Bernhold auf den Weg gebrachte Frauenlexikon Wesermarsch vor. Es enthält über 150 Kurzbiographien.
Die Geburtstagsfeier endete traditionell mit einem von Dr. Timothy Saunders ausgeschenkten Glas Sekt. Der Museumsleiter wird in Kürze in den wohlverdienten Ruhestand gehen. City-Managerin Ilona Tetzlaff hatte für die von NMT (Nordenham Marketing) und Karin Windheim vorbereitete Veranstaltung kleine Emy-Rogge-Törtchen gebacken. Nordenham ist seit 2019 „Frauenort“ in Niedersachsen. Seitdem wird in jedem Sommer die in Schweewarden geborene Emy Rogge geehrt, die Paula Modersohn-Becker jedoch leider nie kennengelernt hat. Schade eigentlich, (Foto und Text: Ulli Krebs)
Titelfoto: Viel Beifall erhielt Gitta Regage für ihren interessanten und informativen Vortrag.