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19.09.2025, Lokalredaktion
Beim weltweit tätigen Rohstoffkonzern Glencore brodelt es. Die Betriebsräte Klaus Garlichs und Andre Bening zeigen sich besorgt über den geplanten Personalabbau in Nordenham und die ungewisse Zukunft der Klimaschutzverträge. Auch die Landwirtschaft blickt mit gemischten Gefühlen auf die Entwicklungen rund um die Bleihütte. Aufgrund erhöhter Schwermetallbelastung sind einige Flächen nicht nutzbar – es existiert eine sogenannte „tote Zone“. Dennoch betonen Annegret Conrady und Christian Geil vom Landvolk Blexen-Schweewarden die konstruktive Zusammenarbeit mit Glencore. Landwirte würden bei Vorfällen entschädigt, zudem gebe es Unterstützung in Form von Düngemittelhilfen.
Im Nahbereich der Hütte könnten alternative Nutzungsmöglichkeiten entstehen. So schlagen Annegret Conrady, die auch CDU-Stadtratsmitglied ist, und Christian Geil vor, nicht bewirtschaftbare Flächen als Photovoltaik-Gebiete auszuweisen oder für Biogasproduktion zu nutzen. Voraussetzung dafür wäre jedoch die Neufestlegung eines Wiesenvogelschutzgebiets. „Wir würden das als Landvolk gerne sehen“, betonen die beiden.
Christian Geil mahnt zur Besonnenheit: „Wir sollten darauf achten, unsere Industrie zu halten und nicht abwandern zu lassen.“ Zink und Blei seien Schlüsselrohstoffe – auch für die Rüstungsindustrie und die Produktion von Autobatterien. Die Bleihütte in Nordenham spiele dabei eine zentrale Rolle. Christian Geil und Annegret Conrady unterstreichen die Bedeutung der Industrie für die Region: Sie bringe Wertschöpfung, sichere Arbeitsplätze und stärke Handwerk sowie Einzelhandel. „Die Industrie ist Teil unserer Gemeinschaft“, so ihr gemeinsames Fazit.
Der Mutterkonzern Glencore plant bis 2026 weltweit Einsparungen in Höhe von rund 850 Millionen Euro. Als Grund nennt das Unternehmen die angespannte Lage auf dem Weltmarkt. Betroffen ist auch der Standort Nordenham, wo etwa 80 der rund 850 Arbeitsplätze durch Fluktuation und ein Freiwilligenprogramm abgebaut werden sollen – das wurde jüngst durch die Industriegewerkschaft Metall bekannt. Der in Baar (Schweiz) ansässige Bergbau- und Rohstoffriese schreibt auch in der ersten Jahreshälfte erneut rote Zahlen – ein Trend, der sich bereits im Vorjahr abzeichnete.
Die Förderzusage des Bundes über 360 Millionen Euro für die energetische Erneuerung der Hütte ist laut CDU-Landtagsabgeordnetem Björn Thümler von existenzieller Bedeutung. Die schrittweise Umstellung auf Wasserstoffnutzung bildet das Herzstück des Vertrags. Die Hütte hat sich verpflichtet, ihren CO₂-Ausstoß zwischen 2027 und 2042 um 95 Prozent zu senken. Thümler fordert nun schnelle und klare Entscheidungen, um den Arbeitsplatzabbau zu stoppen und den industriellen Wandel nachhaltig zu gestalten. (pm/lr – Foto: Büro Thümler)
Titelfoto: Bei der außerordentlichen Betriebsversammlung am Dienstag im Kasino Friedrich-August-Hütte machte Florian von Steinkeller, Geschäftsführer der Nordenhamer Zinkhütte und der Nordenham Metall, deutlich, dass das Umfeld für Glencore nicht einfach sei. Die Produktivität müsse verbessert werden, um im stärker werdenden internationalen Wettbewerb bestehen zu können.