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05.08.2025, Lokalredaktion
Die diesjährige Konzertreihe des 36. Musikfestes Bremen, das im Rahmen des „Arp-Schnitger-Festivals“ noch weitere fünf Konzerte in der Region organisiert hat, widmet sich einem faszinierenden musikalischen Dialog zwischen italienischer Kirchenmusik und mitteldeutscher Vokaltradition. Im Zentrum des Konzerts in der St. Bartholomäus Kirche, in Golzwarden, am Dienstag, 19 August 2025, um 19.30 Uhr, steht das renommierte Schweizer Vokalensemble „Voces Suaves“, das sich auf das Repertoire des 17. Jahrhunderts spezialisiert hat und mit seinem sechsstimmigen Format ein außergewöhnlich farbenreiches Klangbild erzeugt – ganz ohne Chorleitung.

Professor Thomas Albert, Intendant des Musikfestes Bremen, zeigt sich überaus beeindruckt von der Stimmgewalt des Chores, der eben jene Leidenschaft der italienischen Kirchenmusik, die sonst durch das Spiel der Orgel in das Kirchenschiff getragen wird, einzig in seinem Gesang widerspiegelt. Die sechs Stimmlagen der Sänger sind wie Orgelpfeifen und ergeben ein volles Klangbild.
Die italienische Kirchenmusik, geprägt vom expressiven Gesang und der tiefen Spiritualität, bildet den Ausgangspunkt. Werke von Giovanni Gabrieli und Claudio Monteverdi, deren Stilistik Heinrich Schütz nach seiner Ausbildung in Venedig nach Deutschland brachte, zeigen eindrucksvoll, wie italienische Klangästhetik die mitteldeutsche Musiklandschaft nachhaltig beeinflusste. Schütz übersetzte sogar italienische Texte ins Deutsche und schuf damit eine Brücke zwischen den Kulturen.
Das Programm „Israelsbrünnlein“ von Johann Hermann Schein – ein Höhepunkt der geistlichen deutschen Vokalmusik – steht exemplarisch für diese Verbindung. Schein war 100 Jahre vor Bach Thomaskantor und verband italienische und deutsche Musikstile. Diese bahnbrechende, expressive Mischform nannte er selbst „geistliche Madrigale italienischer Manier“. Die sechs Stimmen des Ensembles entfalten eine emotionale Tiefe und klangliche Vielfalt, die durch die bewusste Abstimmung der Sängerinnen und Sänger noch verstärkt wird. Jeder Ton, jede Stimme ist Teil eines harmonischen Ganzen, das sich wie ein Orgelklang entfaltet – mal klar und solistisch, mal rhythmisch und lebendig. Ergänzt wird dies noch durch Werke von Samuel Scheidt.
Landrat Stephan Siefken findet besonders die Verbindung zur Region spannend. „Die Wesermarsch mit ihrer Nähe zum Wasser erinnert fast an venezianische Klangräume“, so der Landrat. Die musikalische Reise durch Europa wird so auch zu einer Reise durch die Geschichte, die Architektur und die Emotionen einer Zeit, in der Italien als kulturelles Sehnsuchtsland galt.
Die Konzertreihe ist Teil eines sechsteiligen Festivals, das Musikliebhaber aus ganz Europa anzieht. Sie verspricht nicht nur musikalischen Hochgenuss, sondern auch ein tiefes Eintauchen in die spirituelle und kulturelle Vielfalt des 17. Jahrhunderts.
Zugleich soll bei dem Konzert in der Taufkirche Arp Schnitgers auf die Orgel hingewiesen werden, die an diesem Abend nicht im Mittelpunkt steht, aber, nach dem Brand und der Sanierung der Kirche, stimmlich noch nicht wieder so, wie vor dem Brand war. Dafür werden noch Spenden gesammelt, damit das einstige Prunkstück, jene Arp-Schnitger-Orgel als Königin der Instrumente ihrem Ruf auch in Golzwarden wieder auf höchster Ebene gerecht wird und im Urorgelklang erklingen kann.
Hintergrund
Bereits im vergangenen Jahr hat der Landkreis Wesermarsch die Konzertreihe finanziell unterstützt. Das Konzert in Golzwarden kam so gut an, dass binnen kürzester Zeit alle Karten verkauft waren. Die Kosten für die Konzertreihe – ein kulturelles Angebot auf höchstem Niveau – sind damit jedoch längst nicht gedeckt.
Tickets sind zum Preis von 20 Euro zu erhalten: www.musikfest-bremen.de
www.nordwest-ticket.de, unter anderem in der Verkaufsstelle der Buchhandlung Gollenstede, in der Breiten Straße 8, 26919 Brake
und unter ☎ 0421-33 66 99 oder 36 36 36. (Foto und Text: Kerstin Seeland)
Wann: 19.08.2025, 19:30 Uhr
Wo: Raiffeisenstraße 23, 26919 Brake