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01.07.2025, Lokalredaktion
Am 28. Juni 2025 öffnete das KoBi-Brake seine Türen für ein musikalisches Ereignis, das rund 40 Zuhörer in seinen Bann zog: das „Podium Brake“. Ursprünglich als Jubiläumskonzert zum 45-jährigen Bestehen der Musikschule Brake geplant, wurde die Veranstaltung von Schulleiter Thomas Schröder mit einer nachdenklichen Note eröffnet. Angesichts der unsicheren Existenzsituation der Musikschule, so Schröder, sei ein Jubiläum, also ein wahrer Grund zum Jubeln, noch nicht angebracht – die Feier werde verschoben. Doch was folgte, war ein buntes, mitreißendes Programm, das die Vielseitigkeit und das Talent der Musikschule eindrucksvoll unter Beweis stellte und die Zuhörer für die Bedeutung dieser Institution begeisterte.
Ein Auftakt voller Tiefe
Den Anfang machte Xavier Nieborak aus Lemwerder, der mit einer eindrucksvollen Interpretation von James Taylor’s „This Lonesome Road“ am Flügel das Konzert eröffnete. Der Song, geprägt von introspektiver Melancholie und einer sehnsuchtsvollen Melodie, wurde von Xavier mit einer beeindruckenden Souveränität vorgetragen. Seine Lehrkraft Evelyne Schröder, die nicht nur durch das Programm führte, sondern auch die organisatorische Leitung dieser Veranstaltung übernommen hatte, konnte sich über die selbstbewusste und musikalisch überzeugende Darbietung ihres Schülers sichtlich freuen.
Ein vielversprechendes Debüt
Ein besonderer Moment war der erste Auftritt von Smilla Cassens aus Ovelgönne. Mit fünf kurzen Stücken wechselte sie mühelos zwischen Flügel und Keyboard und zog das Publikum mit ihrem sicheren Auftreten in ihren Bann. Besonders beeindruckend war ihr abschließendes Stück „Die Basstuba“, dessen tiefe, voluminöse Klänge auf dem Keyboard das KoBi mit einem warmen Nachhall auf der einen Seite und einem Augenzwinkern auf der anderen erfüllten. Schulleiter Thomas Schröder, zugleich Smillas Lehrer, zeigte sich stolz auf die Leistung seiner Schülerin, die mit ihrem Können und ihrer Bühnenpräsenz glänzte.
Kontrastreiche Virtuosität
Für einen spannenden Kontrast sorgte Duc Manh Tran, der zunächst mit der akustischen Gitarre Bill Withers’ souligen Klassiker „Just The Two Of Us“ präsentierte. Das Stück, bekannt für seine sanften Groove und seine intime Atmosphäre, wurde von Duc unter der Anleitung seiner Lehrerin Finja Baum technisch präzise und diszipliniert dargeboten. Am Flügel begeisterte er anschließend mit Dmitri Kabelewskis „Clowns“, einem lebhaften, fast tänzerischen Stück, das die verspielte Seite der Musik hervorhob, gefolgt von Mozarts „Alla Turca“. Diese berühmte Rondo-Bewegung aus der Klaviersonate K. 331 funkelte in Ducs Händen mit klarer Präzision und mitreißendem Schwung. Sein Klavierlehrer Sebastian Grothey hatte allen Grund, zufrieden zu sein.
Lehrkräfte und Schüler Hand in Hand
Ein Highlight des Abends war die Zusammenarbeit von Lehrkräften und Schülern auf einer Bühne – ein Prinzip, das die Musikschule Wesermarsch vorbildlich lebt. Sebastian Grothey und sein Kollege Thorge Müller aus Bremen boten eine überraschende lateinamerikanische Version von Beethovens „Für Elise“. Mit ironischen Wendungen und rhythmischer Leichtigkeit ließen sie das vertraute Thema in einem neuen, spielerischen Licht erstrahlen, was dem Publikum sichtlich Freude bereitete.
Von Rock bis Renaissance
Die Bühne wurde anschließend von Ivan Hudyk und seinem Lehrer Nei Bittar betreten, die gemeinsam den 1966er-Hit „Wild Thing“ von The Troggs zum Besten gaben. Der Song, ein zeitloser Rock-Klassiker mit roher Energie, wurde von Ivan an der Gitarre und Nei am E-Bass mit ansteckender Dynamik interpretiert. Im Anschluss zeigte Nei Bittar sein Können solistisch auf der Laute mit John Dowlands „Go From My Window“. Sein delikater, fast zärtlicher Gesang und die musikalische Interpretation des Renaissance-Stücks verzauberten das Publikum und schufen einen Moment stiller Magie.
Rhythmus und Melodie
Einen weiteren Kontrast setzte Lehrkraft Alexander Möckel aus Bremen, der am Schlagzeug einen Song der britischen Rockband Muse präsentierte, begleitet von einem Playalong auf seinem Laptop. Muse, bekannt für ihre epischen, orchestralen Arrangements, fand in Möckels Vortrag eine rhythmisch facettenreiche Umsetzung, die von Thomas Schröder klanglich perfekt ausgesteuert wurde. Die Vielseitigkeit des Schlagzeugs kam hier voll zur Geltung.
Emotionale Tiefe am Flügel
Negar Almasi brachte mit ihrer Interpretation von James Horners „My Heart Will Go On“, bekannt aus dem Film Titanic, einen gefühlvollen Höhepunkt. Unter der Anleitung von Thorge Müller gelang ihr ein runder, sanfter Vortrag, der das Publikum mit seiner emotionalen Tiefe berührte und die universelle Kraft der Musik unterstrich.
Jazz und Kultiviertheit
Ein weiteres Glanzlicht setzten Thorge Müller und der Saxophonist Rüdiger Schulze mit zwei Jazz-Standards: „Moon River“ aus dem Film ‚Frühstück bei Tiffany‘ und „Someday My Prince Will Come“ aus Disneys ‚Schneewittchen‘. Schulzes kultivierter Ton auf dem Tenorsaxophon, gepaart mit Müllers hochsensibler Klavierbegleitung, schuf eine Atmosphäre von Eleganz und Intimität, die das Publikum in ihren Bann zog.
Ein grandioser Abschluss
Den krönenden Abschluss bildete die Moritat von Mackie Messer aus Kurt Weills Dreigroschenoper. Evelyne Schröder am Klavier, Alexander Möckel am Schlagzeug, Thomas Schröder am E-Bass und Carola Lenz, Gesang lieferten eine mitreißende Darbietung, die ein extra angereister Kollege aus Bremen treffend als „Punktlandung“ bezeichnete. Das Stück, mit seiner bissigen Ironie und seinem jazzigen Flair, war ein würdiger Abschluss, der die Vielseitigkeit und das Engagement der Musikschule unterstrich.
Ein Plädoyer für die Musikschule
Das „Podium Brake“ war mehr als ein Konzert – es war ein lebendiges Zeugnis für die Kraft der Musik und die Bedeutung einer Institution wie der Musikschule Wesermarsch. Die Verbindung von Schülern und Lehrkräften, die Bandbreite der musikalischen Genres und die Leidenschaft, die in jedem Ton mitschwang, machten diesen Nachmittag unvergesslich. In Zeiten der Unsicherheit ist ein solches Ereignis ein starkes Plädoyer dafür, diese kulturelle Perle zu bewahren und zu fördern. Die Musikschule Wesermarsch ist nicht nur ein Ort des Lernens, sondern ein Raum, in dem Talente erblühen und Gemeinschaft entsteht. Lassen wir uns von dieser Begeisterung anstecken und unterstützen diese einzigartige Institution. (Text und Foto: Evelyne Schröder)