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10.10.2025, Lokalredaktion
Stimmung im Oldenburger Land erhält einen Dämpfer
Nach drei Anstiegen in Folge bekommt das Geschäftsklima im Oldenburger Land einen kleinen Dämpfer. Das hat eine Umfrage der Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer (IHK) unter 420 Mitgliedsunternehmen ergeben. Der daraus von der IHK vierteljährlich ermittelte Konjunkturklimaindex fällt um 3,6 Zähler auf 94,7 Punkte. Ursächlich für die nachlassende Stimmung sind die Geschäftserwartungen der Unternehmen für die kommenden Monate, die sich eingetrübt haben (Saldo: -20,4 Prozent; Vorquartal: -15,6 Prozent).

„Vor allem bei den Industrieunternehmen trübt sich die Stimmung deutlich ein“, sagt Björn Schaeper, IHK-Geschäftsführer für Wirtschaftspolitik. Die Mehrheit der Befragten erwarte eine ungünstigere Lage (Saldo: -30,4 Prozent; Vorquartal: -17,1 Prozent). „Die Industrieunternehmen erwarten nicht nur ein weiterhin rückläufiges Auslandsgeschäft wegen der US-Zölle, sondern sehen auch die Entwicklung der Inlandsaufträge mit Sorge“, so Schaeper. Die inländischen Auftragseingänge sind im laufenden Quartal kräftig zurückgegangen. Ebenfalls skeptisch bleibt der Großhandel, hier vor allem der Im- und Exportgroßhandel.
Alle Branchen sehen die derzeitigen konjunkturellen Rahmenbedingungen als sehr herausfordernd an. Selbst die Dienstleister, die zu Jahresbeginn noch leicht optimistisch waren, erwarten nun aktuell überwiegend eine gleichbleibende Entwicklung. Aber auch hier steigt der Anteil der Pessimisten.
„Ein Grund für die anhaltende Skepsis ist, dass vielfach bei den Betrieben das Gefühl vorherrscht, es gehe in Deutschland kaum voran“, sagt Schaeper. Viele Unternehmen sehen ihre Wettbewerbsfähigkeit schwinden. Die Zahl der Insolvenzen ist deutlich gestiegen. Die Unternehmen fordern dringend Reformen, sehen aber kaum Umsetzungen.
Die Unternehmen halten sich daher mit weiteren Investitionen zurück. Wenn investiert wird, stehen Ersatz und Rationalisierung im Vordergrund. Die Beschäftigung dürfte auch angesichts des Fachkräftemangels gehalten werden.
Die aktuelle Geschäftslage wird von 28 Prozent der befragten Unternehmen als gut und von 15 Prozent als schlecht beurteilt. Der Saldo aus Gut- und Schlecht-Meldungen ist damit gegenüber dem Vorquartal annähernd gleichgeblieben. Ausnahme bildet der Großhandel: Hier wird die Lage deutlich schlechter bewertet als im Vorquartal (Saldo: -30,3 Prozent; Vorquartal -9,1 Prozent). Industrie, Einzelhandel sowie Verkehr und Logistik melden gegenüber dem Vorquartal eine Verbesserung. Baugewerbe und Dienstleister bewerten ihre Lage zufriedenstellend.
Branchenergebnisse
Die Industrieunternehmen sind mit dem Verlauf des dritten Quartals überwiegend zufrieden, denn die Auftragsbücher sind derzeit noch gefüllt. Jedes zweite Unternehmen berichtet von einem saisonüblichen, jedes vierte von einem großen Auftragsbestand. Allerdings sind die inländischen Auftragseingänge stark gefallen. Deshalb blicken die Industrieunternehmen mit großer Skepsis auf die nächsten Monate. Die Ertragslage bleibt angesichts hoher Kosten schwierig.
Die Bauindustrie ist gut durch das dritte Quartal gekommen. Der Auftrags-Reichweitenbestand hat sich etwas reduziert, wird aber von 68 Prozent der Befragten noch mit vier oder mehr Monaten angegeben. Die Ertragslage hat sich gebessert und wird seit langem erstmals wieder positiv bewertet. Für die kommenden Monate wird mit einer Abschwächung der Geschäftstätigkeit gerechnet. Das hat mit rückläufigen Auftragseingängen zu tun, aber auch mit dem kommenden Winter.
Die Stimmung im Einzelhandel hat sich zum dritten Mal in Folge verbessert. Die Umsätze sind bei 35 Prozent der Befragten gestiegen, bei rund zwölf Prozent gefallen. Die Händler berichten von weniger Spontankäufen: Verbraucher achten mehr auf Preise und Qualität. Der Blick in die Zukunft bleibt verhalten. Unsicherheiten bei der Nachfrage, steigende Kosten und strukturelle Veränderungen stellen die Branche weiterhin vor große Herausforderungen.
Die regionalen Großhandelsunternehmen melden schlechtere Geschäfte als noch im zweiten Quartal. Ein Grund dürfte die schlechte Ertragslage sein. Anscheinend konnten höhere Beschaffungskosten nicht Eins-zu-eins am Markt durchgesetzt werden. Der Blick der Betriebe auf die weitere wirtschaftliche Entwicklung bleibt getrübt. Die Großhändler hoffen auf politische Entscheidungen, die die Konjunktur nachhaltig anschieben.
Die Geschäftslage im dritten Quartal im Transport- und Logistikgewerbe wird überwiegend als befriedigend eingeschätzt. Das Beförderungsvolumen und die Ertragslage bleiben rückläufig. Die Erwartungen für die kommenden Monate sind weiterhin verhalten – der Saldo der erwarteten Geschäftslage bleibt klar negativ. Die Preise für Transport- und Logistikleistungen sind erneut angestiegen und es wird damit gerechnet, dass sie auch im Folgequartal weiter steigen.
Das Dienstleistungsgewerbe bewertet die gegenwärtige Geschäftslage als zufriedenstellend. Umsatz und Auftragseingänge sind per Saldo leicht gestiegen. Ausnahme bildet die Medienwirtschaft und die IT-Unternehmen: Hier waren die Umsätze und Aufträge rückläufig. Für die nächsten Monate wird mit einer gleichbleibenden Entwicklung gerechnet. Während Wirtschaftsprüfungen, Public-Relation-Unternehmen sowie Architektur- und Ingenieurbüros eher zuversichtlich sind, blickt das Grundstücks- und Wohnungswesen eher skeptisch auf die nächsten Monate. (pm/klr – Grafik: IHK)
Weitere Details und Grafiken unter ihk.de/oldenburg/konjunktur