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04.11.2025, Lokalredaktion
Sönke Hoffmann, Klimaschutzmanager des Landkreises Wesermarsch, war Gast beim Nachhaltigkeitsforum der Stadt Brake. Dort berichtete er über die Herausforderungen und Perspektiven des Landkreises im Bereich des Klimaschutzes.
„Die Wesermarsch ist besonders stark vom Klimawandel betroffen – vor allem durch den steigenden Meeresspiegel, zunehmende Temperaturen und häufigere Sturmfluten. Als tiefstgelegener Landkreis Deutschlands ist sie besonders gefährdet, sollte der Meeresspiegel drastisch steigen“, resümierte er.
Die Pegel der Nordsee steigen seit über 125 Jahren kontinuierlich, ebenso die Häufigkeit und Dauer von Sturmfluten. Zwar besteht aktuell keine akute Gefahr für die Deiche, doch langfristig sind Anpassungen notwendig. Deutschland verfügt über stabile und regelmäßig kontrollierte Deiche. Seit der Sturmflut 1962 wurden sie vielerorts um bis zu vier Meter erhöht. Dennoch wird eine weitere Verstärkung nötig sein.
Die Prognosen zeigen, dass der Meeresspiegel derzeit um etwa 3,5–4 mm pro Jahr steigt – doppelt so schnell wie früher. Bis 2100 wird ein Anstieg von etwa einem Meter erwartet, hauptsächlich durch die thermische Ausdehnung des Wassers. Somit könnte in 200–250 Jahren ein Rückzug aus bestimmten Gebieten notwendig werden, ähnlich wie in Großbritannien, wo bereits Siedlungen aufgegeben werden. Die Wesermarsch und angrenzende Region verzeichnet zunehmend Tropentage (über 30 °C) und Tropennächte (über 20 °C), was besonders für vulnerable Gruppen belastend ist. Die hohe Luftfeuchtigkeit verstärkt die gesundheitlichen Risiken. Bei Temperaturen über 35 °C und hoher Luftfeuchtigkeit wird der Aufenthalt im Freien gesundheitlich riskant. Insbesondere die zunehmende Zahl heißer und schwüler Tage stellt eine ernsthafte Belastung für die Bevölkerung dar – besonders für Kinder in Kitas und ältere Menschen in Pflegeeinrichtungen. Die Zahl schwüler Tage steigt nicht mehr linear, sondern deutlich steiler an.
Laut dem RCP 8.5-Szenario des Weltklimarats – einem der pessimistischeren Modelle – wird sich die Situation weiter verschärfen. Die Nordsee hat sich bereits um 1,5 °C erwärmt, bis 2100 könnten weitere 2 °C dazukommen. Bei Extremwetterlagen täuschen Durchschnittswerte oft über die tatsächlichen Spitzen hinweg. In der Region wurden bereits Temperaturen von über 37 °C gemessen – mit zunehmender Tendenz. Zwar steigt der durchschnittliche Niederschlag um etwa 7 %, doch die Verteilung verändert sich: Im Winter wird es rund 15 % mehr regnen, im Sommer hingegen deutlich weniger. Das führt zu mehr Starkregenereignissen und längeren Trockenphasen.
Das Fazit von Sönke Hoffmann lautet daher, dass die Wesermarsch vor großen klimatischen Herausforderungen steht, aber durch ihre Infrastruktur und Ressourcen gut aufgestellt ist, um sich in den kommenden Jahrzehnten zu verteidigen. Dennoch sind langfristige Strategien und Anpassungen unerlässlich. Die Region muss sich auf häufigere und intensivere Hitze- und Niederschlagsereignisse einstellen. Eine gezielte Vorbereitung – insbesondere für soziale Einrichtungen – ist essenziell. (Text: Kerstin Seeland – Foto: Symbolbild)