Sie können uns unterstützen

30.10.2025, Lokalredaktion
Der Kreisbehindertenbeirat Wesermarsch (KBR) will beim Thema „barrierefreier und bezahlbarer Wohnraum“ weiter Druck machen. Das hat der KBR-Vorsitzende Albert Mumme auf der jüngsten Sitzung im Braker Kreishaus angekündigt. Er ist überzeugt: „Die bauliche Situation wird sich auch in der Wesermarsch weiter zuspitzen.“
Bundesweit wird die Ruhestandsbevölkerung in der Spitze Ende der 2030er-Jahre im Vergleich zu 2024 um knapp 16 Prozent oder 2,7 Millionen Personen ansteigen, weiß die Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen.
Explodierende Baukosten und steigende Zinsen
Als Gast der KBR-Sitzung begrüßte Mumme den Geschäftsführer der Nordenhamer Wohnungsbaugesellschaft GNSG, Matthias Früchtl. Die Wohnungsgesellschaft Wesermarsch/Braker Wohnen war ebenfalls eingeladen worden, hatte jedoch Albert Mumme zufolge darauf nicht reagiert.
Früchtl verwies darauf, dass die Kosten im Baubereich in der vergangenen Zeit „explodiert“ seien. Die Bauwerkskosten für die Errichtung eines Quadratmeters Wohnraum in Deutschland haben sich in den letzten 25 Jahren verzweieinhalbfacht. Kostentreiber sind vor allem die technischen Gewerke (Heizung, Lüftung, Sanitär, Elektro).
Auch steigende Zinsen – so Matthias Früchtl – belasteten bei dem Versuch, neuen Wohnraum zu schaffen. Nach Informationen der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen müssen pro Quadratmeter Wohnfläche im Neubau monatlich rund sechs Euro nur für Zinsen hereingeholt werden, während es 2020 ein Euro war.
„Herausforderung und Aufgabe für Kommunen“
Inzwischen liegt die Kaltmiete bei einem frei finanzierten Neubau in Nordenham laut Früchtl bereits bei 18 Euro pro Quadratmeter. Durch viel Bürokratie werde das Bauen zusätzlich erschwert, merkte der Fachmann an.
Der Geschäftsführer zeigte Verständnis für das Anliegen des KBR, aber die Möglichkeiten der GNSG seien begrenzt: „Wir können nicht 200 Wohnungen auf einmal bauen. Dafür fehlen uns die Bauplätze und dafür sind wir als Unternehmen zu klein.“
Sehr schwierig sei Barrierefreiheit der Wohnungen im Bestand, so Früchtl. Diese könnten aufgrund ihrer Grundrisse häufig nicht angepasst werden.
Mumme und sein Stellvertreter Lukas Handelshauser sprachen sich trotzdem für Lösungen aus, die möglicherweise kurzfristig umsetzbar sind. Ein Beispiel seien mobile Rampen, mit denen zumindest die unteren Etagen in Bestandsgebäuden ausgestattet werden könnten.
Das Schaffen von Wohnraum sei Sache der Kommunen, erinnerte Albert Mumme: „Und das ist eine Herausforderung und Aufgabe für alle Städte und Gemeinden in der Wesermarsch.“
Der Kreisbehindertenbeirat will in der ersten Jahreshälfte 2026 eine weitere Sitzung mit dem Bau-Schwerpunkt organisieren.