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09.08.2025, Lokalredaktion
Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hat nach 30 Jahren die Roten Listen für heimische Säugetiere und Heuschrecken in Niedersachsen und Bremen aktualisiert. Die Ergebnisse sind alarmierend: Über ein Drittel der bewerteten Säugetierarten gelten als gefährdet oder bereits ausgestorben, weitere zehn Prozent stehen auf der Vorwarnliste – darunter erstmals auch der Igel, der zunehmend unter Straßenverkehr und Mährobotern leidet. Auch bei den Heuschrecken zeigt sich ein besorgniserregendes

Die Ursachen für diesen Rückgang sind vielfältig. Vor allem der Verlust und die Verschlechterung natürlicher Lebensräume spielen eine zentrale Rolle. Intensive Landwirtschaft, der Einsatz von Pestiziden, zunehmende Urbanisierung und die Ausbreitung von Verkehrswegen tragen ebenso zur Gefährdung bei wie die Folgen des Klimawandels. Steigende Meeresspiegel gefährden die Ruheplätze von Kegelrobben und Seehunden, während langanhaltende Dürreperioden Feuchtbiotope austrocknen und semi-aquatischen Arten wie der Wasserspitzmaus und dem Europäischen Nerz ihre Lebensgrundlage entziehen.
Besonders betroffen sind Fledermäuse wie das Graue Langohr sowie Kleinsäuger wie der Feldhamster und der Gartenschläfer. Auch Heuschreckenarten, die kühle und feuchte Standorte bevorzugen – etwa der Sumpfgrashüpfer oder die Kurzflügelige Beißschrecke – leiden unter den klimabedingten Veränderungen.
Trotz dieser negativen Entwicklungen gibt es auch Lichtblicke: Einige ehemals ausgestorbene Arten wie der Luchs, der Wolf, der Biber und die Atlantische Kegelrobbe sind erfolgreich zurückgekehrt. Auch wärmeliebende Heuschreckenarten wie die Große Goldschrecke und die Südliche Eichenschrecke konnten sich in den letzten Jahren ausbreiten.
Für den langfristigen Schutz der heimischen Tierwelt ist die Förderung strukturreicher Lebensräume mit vielfältigen Standortbedingungen entscheidend. Artenreiche Offenlandlebensräume wie Sandheiden, Magerrasen und Feuchtgrünland müssen durch geeignete Pflegekonzepte – etwa extensive Beweidung oder rotierende Insektenschutzstreifen – erhalten werden. Ebenso wichtig sind Maßnahmen zur Förderung des Biotopverbunds, etwa durch die Pflege von Wegrändern, Hecken und Waldsäumen sowie durch Querungshilfen an Verkehrswegen. Nur durch gezielte Schutzmaßnahmen und verlässliche Daten kann das Artensterben gestoppt und die biologische Vielfalt in Niedersachsen und Bremen langfristig gesichert werden. (pm/lr)
Titelfoto: Jakob Fahr – Der Feldhamster (Cricetus cricetus) gilt heute als „vom Aussterben bedroht“ in Niedersachsen und Bremen. Jahrzehntelange Verfolgung und intensive landwirtschaftliche Nutzung haben dazu geführt, dass seine Bestände um 90% zurückgegangen sind. Heute überlebt er – aufgrund gezielter Schutzmaßnahmen – nur noch in wenigen Restvorkommen der Braunschweiger, Hildesheimer und Calenberger Börde.