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27.12.2025, Lokalredaktion
Die Außenstelle Wesermarsch des Weißen Rings hat im vergangenen Jahr erneut eine hohe Zahl an Hilfsgesuchen verzeichnet. Rund 50 neue Fälle jährlich erreichen das Team, das Opfer von Straftaten im gesamten Landkreis – von Butjadingen bis Lemwerder – unterstützt. Zurzeit sind es fünf Ehrenamtlich, die diese Aufgabe im Landkreis Wesermarsch übernommen haben. Die Bandbreite der Delikte reicht von häuslicher Gewalt, Bedrohung und Diebstahl bis hin zu Internetkriminalität, Identitätsdiebstahl oder schweren Gewalttaten. Viele Fälle begleiten die Ehrenamtlichen über Monate oder sogar Jahre hinweg.
Schnelle Hilfe und individuelle Unterstützung
Zentrales Prinzip der Arbeit ist die schnelle Kontaktaufnahme: In der Regel melden sich die Ehrenamtlichen innerhalb von 24 Stunden bei den Betroffenen. In einem ersten Gespräch wird gemeinsam geklärt, welche Unterstützung benötigt wird – ohne Druck, ohne Bewertung und stets mit dem Ziel, das Opfer zu stabilisieren.
Die Hilfe reicht von ersten Gesprächen, über die Begleitung zur Polizei oder zu Gericht und die Vermittlung psychologischer oder juristischer Beratung bis hin zu finanziellen Soforthilfen, etwa für Sicherheitsmaßnahmen, Umzüge oder Erstberatungen. „Wir leisten Beistand – unabhängig davon, ob eine Anzeige erstattet wird oder nicht“, betont die Brigitta Janka, Leiterin des Weißen Rings Wesermarsch. „Die Entscheidungshoheit liegt immer beim Opfer.“
Die Beratung erfolgt in erster Linie für Erwachsene, bei Jugendlichen muss eine erwachsene Begleitperson bei der Beratung anwesend sein.
Ausbildung und Professionalität im Ehrenamt
Wer sich engagieren möchte, durchläuft eine mehrstufige Ausbildung des Weißen Rings: Hospitationen in realen Opfergesprächen, ein Online-Orientierungsseminar mit Prüfung sowie ein mehrtägiges Grundseminar. Erst danach werden neue Ehrenamtliche offiziell eingesetzt. In der Folgezeit stehen ein umfangreicher Weiterbildungskatalog und spezialisierte Seminare zur Verfügung – etwa zu häuslicher Gewalt, Cyberkriminalität oder rechtlichen Grundlagen.
Die Tätigkeit ist berufsbegleitend möglich und flexibel gestaltbar. „Das Ehrenamt muss zu den eigenen zeitlichen Ressourcen passen – nicht umgekehrt“, sagt Brigitta Janka. Pflichtstunden gibt es nicht.
Die Ehrenamtlichen kommen aus unterschiedlichen Berufen und bringen daher auch vielfältige Erfahrung mit. Sie unterstützen sich gegenseitig und gehen stets zu Zweit in die Gespräche. Um das selbst auch zu verarbeiten, was sie bei den Begegnungen mit den Opfern hören oder erleben, erhalten die Ehrenamtlichen einmal monatliche eine Supervision und es gibt monatliche Treffen zur Sozialhygiene. Seit April 2025 haben sie auch einen zentralen Treffpunkt in der Wesermarsch, in einem eigenen Raum, im Coworking Space, in Brake, in dem sie sie sich zentral treffen und austauschen können.
Netzwerkarbeit und Prävention
Neben der direkten Opferhilfe engagiert sich bis dato vier Ehrenamtlichen stark in der Öffentlichkeitsarbeit und Prävention. Dazu gehören Vorträge, Schulbesuche und die Teilnahme an Informationsveranstaltungen. Zuletzt war der Weiße Ring Wesermarsch bei einem großen Präventionstag an der Oberschule Berne vertreten – gemeinsam mit Polizei, Frauenberatung und weiteren sozialen Einrichtungen. Schülerinnen und Schüler informierten sich dort über Hilfsangebote und Anlaufstellen.
Hoher Bedarf – neue Ehrenamtliche willkommen
Die Zahl der Fälle, insbesondere im Bereich häuslicher Gewalt, steigt. Viele Betroffene melden sich auch lange nach der eigentlichen Tat wieder, etwa vor Gerichtsterminen oder bei neuen Belastungen. „Erfolg bedeutet für uns, dass ein Opfer Hilfe erfährt – egal in welcher Form“, erklärt die Außenstelle. „Manchmal ist schon das erste Gespräch eine enorme Entlastung.“
Kontakt aufnehmen können Betroffene unter:
Mobil: 0173/5707001
Website: wesermarsch-niedersachsen.weisser-ring.de –
E-Mail: wesermarsch@mail.weisser-ring.de
Um die wachsenden Aufgaben zu bewältigen, sucht der Weiße Ring Wesermarsch weitere engagierte Menschen, die sich in der Opferhilfe einbringen möchten. (Foto und Text: Kerstin Seeland)
Titelfoto: Christoph Leßmann, Marlies Meinardus, Linda Schmitz-Major und Brigitta Janka (Birgit Beerhorst fehlt auf dem Foto)